Geschichte


Vor langer Zeit lebte einmal ein altes, sehr wunderliches Weib. Sie wohnte innerhalb der Stadtmauern in einem windschiefen Häuschen, durch das der Regen tropfte und das bei Sturm im Gebälk so ächzte und stöhnte, dass die Bürger schnell an ihrem heim vorbeigingen. Die Alte lebte schon lange in Offenburg, aber eigentlich wusste keiner so ganz genau seit wann? Sie hatte keine Kinder und auch keinen Mann, ihr ständiger Begleiter war jedoch eine schwarze, mystische Katze, die stets auf Ihren Schultern saß, wenn Sie durch die Gassen lief. Die Leute munkelten, dass Sie geheimnisvolle Kräfte besitze und wenn man sich nicht mit Ihr gut stelle, so ereile einen das Unheil.
Manche Sprachen in sicherer Entfernung von ihr, dass Sie eine Hexe sei - andere sagten, dass Sie ein Segen für die Stadt wäre, weil sie immer wieder schwererkrankten Leuten durch Tränke und Salben wieder zu Ihrer Gesundheit verholfen hatte.
Die Alte kümmerte das nicht viel. Sie hatte die Heilkunst von Ihrer Großmutter gelernt, wie man durch Mischung verschiedener Kräuter und anderer natürlicher Stoffe heilen kann.
So geneste auch der Schumacher oder Metzger durch Krötensuppe mit bei vollmondgeernteten Brennnesseln.
Neider hatte das Weib genug, besonders die Bader und die Gelehrten ließen dabei keine Gelegenheit aus, die Bürger vor der Zauberkunst der Alten zu warnen und wiesen darauf hin, dass es sündig sei, zu so einer „hexe“ zu gehen.

Trotzdem eilten die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Alten weit über die Stadtmauern hinaus und so kamen weitgereiste Kranke um sich von Ihr heilen zu lassen.

Eines Tages kam die Kunde, dass ein Arzt und hoher Herr aus Straßburg sein Kommen ankündigte, da er sich dem Tod nahe fühlte. Das Weib behandelte ihn mit all Ihrer Heilkraft, doch diesmal war es für den Patienten zu spät, er starb am darauffolgenden Tag.

Dies war das Signal für Ihre Feinde...

Sie beschuldigten die Alte, sie habe den hohen Herrn nicht geholfen, da er sie zuvor als Scharlatanin bezeichnete. Das Unheil nahm seinen Lauf, die alte Frau wurde verspottet und verachtet, wenn sie an den Marktfrauen vorüberging, bewarfen sie diese mit Kieselsteinen, die Kinder sangen Spottlieder über die Alte. In einer geheimen Sitzung verurteilte der Hohe Rat sie zur „Hexerei“ und verkündete den Beschluss sie zu verbrennen.

Es kam wie es kommen musste, ein paar Nächte später erwachte Sie vom Knistern des Feuers auf ihrem Strohdach, sie musste alles zurück lassen, und entfloh dem Scheiterhaufen, suchte Schutz in nahegelegenen Wald. Sie fand Unterschlupf in der Nähe der Wolfsgrube und hauste dort in einer Höhle. Kein Mensch konnte sie dort finden, stattdessen erlernte sie die Sprache der Tiere und verpflegte diese mit Ihrer Heilkunst, die Tiere dankten ihr Wiederum damit, Ihr die Nahrungssuche zu erleichtern.

In der Stadt war man zunächst froh, dass Sie weg war. Doch bald meldeten sich Stimmen einzelner Bürger, wer Ihnen künftig mit Heiltränken und Salben ihre Schmerzen linderte ?

Es wurde immer offensichtlicher, dass der hohe Herr aus Straßburg den „schwarzen“ Tod fand – die unheilbare Pest. Man wusste, dass selbst die Alte ihn von diesem Leiden nicht befreien hätte können, doch sie wurde der Stadt verwiesen und man wusste nicht wohin sie geflohen war. Man suchte Sie, doch egal wie viele man auch zur Suche animierte, sie blieb verschwunden. Der hohe Rat vermutete, dass Sie nicht zurückkehrte, da Sie den Scheiterhaufen fürchtete – es gab nur eine Möglichkeit, dieses Urteil rückgängig zu machen.

Im ganzen Land wurden Schriftstücke verbreitet, dass die „Hexe“ begnadigt sei und in die Stadt zurückkehren solle... Trotz, dass die Eichhörnchen ihr die Nachricht überbrachten, blieb sie im Schutz des Waldes...

Man kann nicht sagen, wie lange sie noch dort lebte, oder ob sie vielleicht immer noch in einer Höhle haust, gewiss ist, sie war die erste begnadete Hexe, und auf gut badisch „ Gnaddle Hex’ “

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